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Griechische Weine

Alpha Estate

Das „Alpha Estate“ ist diejenige griechische Gründung eines Weinguts, die in den letzten zwanzig Jahren international so viel Aufmerksamkeit erregt hat, wie sonst wohl nur noch das ebenfalls in Nordgriechenland gelegene „Ktima Biblia Chora,“ über welches wir neulich berichtet haben.

Auch hier stehen zwei Gründer hinter dem Gut, wobei die Rollen klar verteilt sind. Makis Mavridis (rechts im Bild unten) ist Weinbauer in zweiter Generation aus der Gegend und für die Weinberge zuständig. Angelos Iatridis (links im Bild unten) hat Abschlüsse von den Universitäten Thessaloniki und Bordeaux und kümmert sich um den Weinkeller.


Nach Pflanzungen bereits 1995 war der Jahrgang 2003 der erste, der zwei Jahre später auf den Markt kam. Seit dem ist viel passiert. Aus den 7 ha von 1995 und den 28 ha aus dem Jahr der ersten kommerziellen Abfüllung sind Stand heute 220 ha geworden, die als zusammenhängende Fläche um das Gut angelegt sind. Bewirtschaftet wird diese große Flächen von 52 Angestellten, zu welchen im Keller nochmal 26 weitere Personen kommen – sowie 50 saisonale Erntehelfer. Dieses quantitative Wachstum geht Hand in Hand mit einer internationalen Expansion, an der als Dritter im Bunde der langjährige Exportmanager Konstantinos Arvanitakis nicht unbeteiligt ist.


Begleitet und vorangetrieben wird dieser Ausbau durch die Anerkennung der Qualität, die sich das Gut erarbeitet hat. Bereits zwei Mal – 2014 und 2019 – wurde das „Alpha Estate“ zum Weingut des Jahres vom „Wine & Spirits Magazine“ gekürt. Auch sonst hagelt es internationale Auszeichnungen, darunter regelmäßig hohe Bewertungen von Robert Parker (bzw. Mark Squires für den „Wine Advocate“) und Jancis Robinson.


Das „Alpha Estate“ ist mit all diesen Lorbeeren zweifellos der Platzhirsch in der PDO Amyndeon, welche in Mazedonien in der PGI Florina liegt. (Die folgende Abbildung ist von Wines of Greece, alle anderen vom Weingut selbst.)


Es ist diese PDO die einzige griechische Appellation mit semi-kontinentalem – nicht mediterranem – Klima. Auf kalte Winter mit ausreichend Feuchtigkeit folgen sehr trockene Sommer, in denen milde Winde die Beerenreife begleiten. Wer sich ernsthaft mit der PDO Amyndeon beschäftigen möchte, sollte unbedingt die kostenlose Einführung von Yiannis Karakasis studieren.


Die Rebflächen liegen auf 550-750 m und sind zwischen drei Bergen und zwei Seen eingekesselt, welche das Mikroklima bestimmen.


Urzeitliche Seen sind es auch, die den Boden bestimmen. Die Wurzeln müssen sich stellenweise durch viele Meter kargen Sand durcharbeiten, um an Wasserspeicher im Kalkstein zu gelangen.

Zusätzliche Bewässerung wird sehr gezielt eingesetzt: Die Reben werden durch ein aufwändiges unterirdisches Bewässerungssystem – das allererste in Europa seiner Art – auf einem perfekten Stresslevel gehalten. Dabei wird nichts dem Zufall überlassen. Kooperationen mit der Universität von Thessaloniki erlauben die minutiöse Überwachung der mikroklimatischen Bedingungen im Weinberg. Selbst Multispektralaufnahmen von Satelliten wurden schon eingesetzt.

Arbeit auf dem höchsten Stand der Technik ist dem Weingut ganz offensichtlich wichtig. Dabei wird das traditionelle Handwerk aber nicht vergessen. Der Anbau erfolgt zertifiziert nachhaltig, der Ausbau vegan (die Zertifizierung für den Großteil der Produkte läuft noch). Es werden keine Herbizide eingesetzt und auf Gründüngung gesetzt. Auch die Ernte ist Handarbeit.



Angebaut werden an internationalen weißen Sorten Sauvignon Blanc und Chardonnay (sowie Gewürztraminer als Verschnittpartner für den Süßwein) und die autochthone Rebsorte Malagousia (zu deren Rettung siehe hier). Im roten Bereich dominieren auf internationaler Seite der Syrah mit etwas Merlot für Cuvées. Auch ungewöhnlichere Rebsorten wie Tannat und (für Griechenland ungewöhnlich!) Pinot Noir findet man. Als einheimische Rebsorte tritt natürlich vor allem der Xinomavro in Erscheinung, welcher auch als Roséwein als PDO-Wein ausgegeben werden darf. Der bekannteste Wein des Guts, auch ein Xinomavro, stammt dabei von Reben, die der Gründung weit vorausgehen.


Die Lage „Barba Yannis“ wurde bereits 1919 (!) mit Xinomavro angepflanzt. Diese wurzelechten Reben ergeben einen PDO Amyndeon, der international von sich reden gemacht hat. 19 Punkte bei Jancis Robinson (verkostet von Julia Harding) sind schon eine Ansage. Auch bei den „50 Great Greek Wines“ erlangte er einen fantastischen 3. Platz und war somit der beste Rotwein im Rennen.


Auffällig an dieser Flasche (neben dem hohen Gewicht, das zuweilen bemängelt wird), ist für Kenner griechischen Weins vor allem eines: die mit Selbstbewusstsein aufs Etikett gedruckte Lagenbezeichnung. „Alpha Estate“ ist ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, griechische Weine als Qualitätsprodukte spezifischen Terroirs (hier durch die Bezeichnung „Ecosystem“ gekennzeichnet) zu behaupten.


Die genaue Auszeichnung der Herkunft der Trauben spiegelt auch einen Schwerpunkt auf der Transparenz wider, welche das Weingut auszeichnet. Als Konsument findet man auf der Rückseite der Flaschen äußerst umfassende Informationen über den Herstellungsprozess – bis hin zur verwendeten Hefe und der zum Einsatz kommenden Eiche.


Das Alpha Estate macht ganz einfach sehr vieles richtig. Man darf gespannt darauf sein, was in der Zukunft noch so geboten werden wird. Momentan wird etwa mit neun verschiedenen Xinomavro-Klonen experimentiert und an einem Schaumwein aus dieser Rebsorte gearbeitet. Verkostungsnotizen zu den einzelnen Weinen von „Alpha Estate“ werden bald auf unserer Webseite folgen.


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