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Griechische Weine

Bordeaux solide

Die beiden Hauptrebsorten, die man aus Bordeaux-Weinen kennt (Cabernet Sauvignon und Merlot) kommen auch in griechischen Cuvées häufig vor, auch wenn nicht selten noch eine Portion Agiorgitiko hinzugegeben wird, um dem ganzen einen mediterraneren Anstrich zu verpassen. Nachdem wir dem Kokotos Estate 2017 neulich, nachdem er in einer Blindprobe sogar eine Nasenspitze vor Château Ducru-Beaucaillou 2017 lag, 96 Punkte gegeben haben und nachdem in unserem Jahresrückblick 2022 gerade die griechischen Rotweine aus Bordeaux-Rebsorten hervorragend abschnitten, ist es an der Zeit, auch mal ein paar Weine aus der zweiten Reihe zu besprechen, die wir im letzten Jahr verkostet haben. Denn natürlich spielt nicht jeder griechische Wein aus Cabernet Sauvignon und Merlot in der Liga klassifizierter Bordeaux-Gewächse. Trotzdem verdienen diese Weine Beachtung, da sie oft ein sehr ordentliches Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Zudem sind sie spannend, da sie die stilistische Bandbreite zeigen, mit welcher diese Weine in Griechenland produziert werden.


Der Valia Calda 2019 von der Imperator Winery tritt sehr behäbig auf. Schon in der Nase kommt Frucht nur in sehr dunklen Tönen daher und ist zudem ganz im Zaum von Leder-Aromen gehalten. Kommt der Wein einmal am Gaumen an, kriegt man die Assozation mit von Weihrauch durchfluteten Klosterkellern nicht mehr aus dem Kopf. Trotz nur 13,5% Alkohol ist dies ein schwerer Wein. Zum furztrockenen Charakter kommen die austrocknenden Tannine. Momentan liegt der Wein bei sehr guten 87+ Punkten, mit verfeinertem Gerbstoff und komplexeren Tertiäraromen ist hier aber in Zukunft noch deutlich mehr zu erwarten. Noch vor wenigen Jahren, wäre ein solcher Wein aus Griechenland schwer denkbar gewesen. Hier wird offensichtlich Wein mit längerfristiger Perspektive produziert. Ob die Rechnung aufgeht, wird sich in ein paar Jahren zeigen.


Der rote Paliomylos 2018 vom Ktima Paliomylos stellt in vielerlei Hinsicht einen krassen Gegenentwurf da. Im Glas fällt er zunächst durch relativ wenig Farbstoff, für eine Bordeaux-Cuvée, auf. In der Nase zeigt er sich rotfruchtig. Am Gaumen überrascht eine für derartige Weine aus Griechenland ungewöhnliche Säure. Dazu kommen sehr moderate 13% Alkohol. Beides ist wohl Zeugnis des kalten Sommers jenes Jahres. Bei diesen strukturellen Besonderheiten gehen die diversen Anklänge an Gewürze, mit denen der Wein aufzuwarten hat, leider etwas unter. Im Nachhall sind Vanillearomen vom 12-monatigen Ausbau im französischen Eichenfass dezent vorhanden, und zwar ziemlich lange. Das reicht immerhin schon für sehr gute 88 Punkte.



Der Orama 2016 von der Dionysos Winery zeigt farblich bereits erste Alterungserscheinungen. Auch in der Nase und am Gaumen könnte man ihm bereits ein paar Jährchen mehr zutrauen. Die Ledernoten sind aber sehr appetitlich und passen gut zu den Aromen von Pflaume. Das Tannin ist noch griffig. Die sogar nur 12,5% Alkohol (!) haben deutlich mehr Wums, als man das von der reinen Zahl her erwarten würde. Freilich: Der Wein spielt preislich in derselben Liga wie der zuvor besprochene Wein (ca. 15€) und trägt dafür mit der Wachskapsel wohl etwas dick auf. Trotzdem ist das sehr solide. Die 10 bis 15 Jahre Lagerungspotenzial, die auf der Flasche angegeben werden, braucht man zwar nicht auszuschöpfen, aber zum Genuss jetzt, ist dies ein sehr guter (89 Punkte) Wein.



Das Rennen der in diesem Artikel besprochenen Weine macht ein Roséwein aus Cabernet Sauvignon und Merlot! Die Domaine Costa Lazaridi (mehr zum Weingut gibt es hier) hat uns in der Vergangenheit schon einige sehr gute Weine präsentiert (siehe z.B. hier). Die weiße und rote Varianten der Amethystos-Serie überzeugten uns allerdings eher mit Einschränkungent. Der Amethystos Rosé 2021 hingegen präsentierte sich nun aber von seiner besten Seite. Beziehungsweise: Von allen Seiten betrachtet, ist eigentlich nirgends etwas an ihm auszusetzen. Die Nase ist fruchtig, aber nicht kitschig. Die Süße ist lecker, aber nicht klebrig. Die Säure trägt den Wein, spielt sich aber nicht in den Vordergrund. Und dann bleibt der Nachhall auch noch erstaunlich lange. Für einen Einstiegswein und das entsprechende Preis-Leistungs-Verhältnis wirklich empfehlenswerte hervorragende 90 Punkte.


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