Man kann der kühl-nassen Nebelfront jetzt kurz vor Weihnachten auf zweierlei Weisen mit Wein begegnen. Man könnte sich einerseits natürlich vor dem Kamin oder mit einer Playlist knisternder Geräusche von Spotify im Hintergrund mit einem molligen Rotwein zurückziehen. Stattdessen will ich mich heute aber nochmals ein wenig wärmen, indem ich Erinnerungen an wärmere Zeiten heraufbeschwöre. Es war einer dieser herrlichen Sonnentage diesen September, die uns nach dem ganz und gar verregneten Sommer doch noch etwas verwöhnten. Zur Feier des Tages machten wir im kleinen Kreis einige Flaschen Sauvignon Blanc aus Griechenland auf, die wir zu mediterranem Fingerfood genossen. Vielleicht möchte sich ja auch jemand der hier Lesenden noch mit exotischen Aromen in den Süden verfrachten lassen…
Die Rebsorte spielt, wie überall auf der Welt, wo es genügend Sonne gibt, auch in Griechenland eine große Rolle. Allerdings ist sie dort vor allem als Cuvée-Partner des Assyrtiko bekannt, gerade in der PGI Drama. In dieser Kombination bringt der Sauvignon Blanc die Frucht zur Frische der autochthonen Rebsorte (siehe etwa hier und hier). Aber wie die folgenden Beispiele zeigen, hat Sauvignon Blanc aus Griechenland auch alleine im Rampenlicht stehend durchaus großes Potenzial...
Sauvignon Blanc 2020 von Alpha Estate
Den Anfang machte der Einstiegswein dieser Rebsorte (unten noch mehr zur Variante mit Holzausbau) vom Alpha Estate. Er liefert genau das, was man von einem Sauvignon Blanc erwartet. Eine sehr ansprechende Nase exotischer Früchte, vor allem Litschi. Dazu kommen aber auch durchaus blumige Aromen, vor allem Mohnblume und Orangenblüten. Am Gaumen tritt der Wein mit einer angenehmen Balance aus Gerbstoff und Säure. Hervorragende 16,5 Punkte.
Über diesen Link kann man den Wein aus dem aktuellen Jahrgang 2021 für 13,70€ bestellen und unterstützt damit auch noch diese Webseite.
Earinos (Sauvignon Blanc) 2020 von der Petralona Winery
Sauvignon Blanc spaltet bekanntlich. Früh geerntet fühlen sich viele von den grasigen Noten zu sehr an Katzenpisse erinnert. In seiner vollreifen Variante finden ihn nicht wenige kitschig. Wer dazwischen nach einer mal ganz anderen Stilistik sucht, könnte es mal mit diesem Wein des kleinen Bio-Weinguts aus der PGI Chalkidiki versuchen. Es ist ein Wein für solche, die es durchaus auch mal anspruchsvoll mögen. Bereits die nahezu gelbe Farbe lässt erahnen, dass dieser spontanvergorene und unfiltrierte Sauvignon Blanc eher etwas für Orange-Wine-Liebhaber ist. Wer sich bei dieser Rebsorte einfach nur unkompliziert von exotischen Früchten verwöhnen lassen will, liegt hier falsch. In der Nase zeigen sich sehr starke laktische Noten – Joghurt, Ziegenkäse (mit biologischen Säureabbau wurde hier anscheinend nicht zimperlich umgegangen) – und dazu Honig sowie süße Früchte wie überreife Zwetschgen, Aprikosen und Feigen, Aromen, die man eher von Dessertweinen kennt. Nussig ist er noch nicht, aber Stroh, Torf und Quitte zeigen sich im Abgang. Dazu kommt im Moment des Schluckens schwarze Johannisbeere. An Früchten sonst noch Litschi und Wassermelone wahrnehmbar. Gerbstoff durchaus fordernd, aber nicht übertrieben. Ein Wein, der es durchaus auch mit deftigerem Essen aufnehmen kann und etwa gut geschmorten Hasen begleiten würde. Hervorragende 16,5 Punkte.
Bestellen kann man ihn beispielsweise hier für 11,50€.
Sauvignon Blanc 2020 vom Ktima Gerovassiliou
Jetzt kommen wir zu den zwei griechischen Schwergewichten auf dem internationalen Markt. Zwei Weine von Winzern mit internationalem Ruhm, die beide auf Holz setzen, dabei aber sehr verschiedene Weine kreieren. Der Sauvignon Blanc vom Ktima Gerovassiliou trifft direkt mit expressiver exotischer Frucht in der Nase, vor allem reife Nektarinen stechen hervor. Dazu kommt aber auch noch eine ordentliche Portion Zitronenbasilikum, die verhindert, dass das Ganze ins Kitschige abdriftet. Grünliche Noten sind entsprechend da, auch ein klein wenig Lakritz, aber sehr gut in die Frucht eingebunden. Am Gaumen kommt zu all dem noch ein sehr dezenter Brioche-Anklang vom Holz, der den Wein schön abrundet. Wer die Rebsorte grundsätzlich nicht mag, wird hier freilich auch nicht bekehrt werden, sondern einwenden, dass so viel Exotik so viel Eleganz eigentlich gar nicht verdient hat. Wir jedoch finden: Großartige 17,5 Punkte.
Auch diesen Wein kann man normalerweise über unseren Partnershop beziehen. Und zwar für 18,95€. Dort ist er allerdings vergriffen. Über diesen Link kann man aber zumindest Kontakt aufnehmen. Und so ist schonmal eine Vergleichszahl für den Preis in den Raum gestellt.
Kaliva (Sauvignon Blanc Fumé) 2019 vom Alpha Estate
Das Holz kündigt sich in der gehobenen Variante des Sauvignon Blanc des Alpha Estate hier in der Nase schon etwas deutlicher an als beim Wein von Gerovassiliou. Dafür sind die exotischen Früchte etwas heruntergeschraubt. Am Gaumen zeigt sich eine deutliche Säure, es überwiegen Zitrusaromen, etwas grüner Apfel. Auch 0,5% mehr Alkohol fügen eine der Eleganz entsprechende Cremigkeit hinzu. Der Nachhall ist lang, hier auch mit eher grünen Noten, Spargel und Rhabarber. Insgesamt eine sehr runde Sache, die als solche ebenfalls großartige 17,5 Punkte verdient.
Über diesen Link kann man den Wein aus dem aktuellen Jahrgang 2020 für 16,65€ bestellen, was wirklich unglaublich günstig ist, und unterstützt damit auch noch diese Webseite.
In diesem Sinne... guten Appetit!
Yorumlar