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Griechische Weine

Ktima Gerovassiliou

Unsere Serie über griechische Weingüter mit dem „Ktima Gerovassiliou“ (sprich: Jerovasilíu) zu beginnen, bietet sich in vielerlei Hinsicht an. Es handelt sich dabei unumstritten um einen der angesehensten Erzeuger griechischen Weins und man könnte sogar sagen, dass es den modernen griechischen Weinbau, der nun auch international von sich reden macht, ohne den Beitrag von Evangelos Gerovassiliou, Jahrgang 1951, nicht geben würde. Es ist daher auch kein Zufall, dass die hier schon besprochene Fernseh-Reportage über griechische Weine mit seinem Beitrag startet.

Gerovassiliou kommt aus dem kleinen Ort Epanomi aus der Gegend von Thessaloniki, wo seine Elternfamilie einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb unterhielten. Nach dem Studium in Thessaloniki folgte ein prägender Aufenthalt an der Universität Bordeaux. Dort sammelte er unter der Leitung von niemand geringerem als Emile Peynaud wichtige Erfahrungen. 1976 begann er dann als Önologe beim griechischen Weingut Porto Carras (auf dem mittleren Finger der Chalkidiki), das damals eine recht einsame Spitzenposition im griechischen Weinbau innehatte. Evangelos Gerovassiliou arbeitete dort bis 1999, begann aber schon im Jahr 1981 den elterlichen Betrieb bei Epanomi auszubauen.

Dabei begann er mit der Rebe, die ihn bis heute bekannt macht: Malagousia. Diese war praktisch ausgestorben, als er in Porto Carras ihr Potential entdeckte. (Wir werden in einem separaten Beitrag zu Gerovassilious Malagousia noch näher auf die geheimnisvollen Hintergründe dieser Rebe eingehen.) Was 1981 auf etwas mehr als einem Hektar begann, ist nun eine Weinbaufläche von 72 Hektar, die das Gut umgibt. Dieses liegt nur wenige Kilometer vom Meer entfernt, welches sich an drei Seiten erstreckt. Das Terroir ist zudem von den Sedimentböden geprägt, in welchen Sand klar dominiert.

Auch bei den Rotweinen dominiert eine autochthone Rebsorte: Limnio. Darüber hinaus baut Gerovassiliou auch sehr erfolgreich einige französische Rebsorten an, die auch sortenrein ausgebaut werden, sowie andere griechische, die als Verschnittpartner dienen. (Die Weine werden – in der Regel – mit geschützter geographischer Angabe Epanomi produziert. Es soll jedoch für Details bald einen extra Beitrag zu Herkunftsbezeichnungen von griechischen Weinen geben.)

Gerovassiliou setzt auf Tradition. Das zeigt schon sein Fokus auf Malagousia und Limnio. Auch das Weinbau-Museum, welches auf dem Gut besucht werden kann, weist in diese Richtung. Dazu gesellt sich die Naturverbundenheit. Gegen den Traubenwickler setzt Gerovassiliou auf Pheromone. Die Ernte wird, selbstverständlich, von Hand durchgeführt. Und mit Stolz verweist er darauf, dass im Weinberg 28 Vogelarten nachgewiesen werden konnten.


Zugleich weiß er aber, das antike Erbe mit Innovation zu vereinen. So war er Vorreiter in Griechenland, als er gleich zu Beginn auf Tropfbewässerung setzte. Und er weiß, dass die stetige Fortentwicklung Grundvoraussetzung ist, um Exzellenz zu erreichen. Ein Drittel der Gesamtanbaufläche wurde im Laufe der Jahre neu bepflanzt, weil sich herausstellte, dass andere Reben an diesen Stellen besser gedeihen würden. Und es wurde ein extra Weinberg angelegt, an dem mit zur Zeit 46 Sorten experimentiert wird.

Bei all diesem Fleiß zeichnet sich Gerovassiliou auch durch eine große Gelassenheit aus. Er weiß, was er und andere Wegbereiter innerhalb nur einer Generation erreicht haben. Er muss nun nur die eingeschlagene Richtung selbstbewusst und kontinuierlich weiter gehen. Gerovassiliou verlässt sich dabei darauf, dass die Terroirs und Rebsorten, die Griechenland bietet von selbst überzeugen werden. Die sorgfältige Handwerkskunst des Winzers vorausgesetzt. Und da geht er mit gutem Beispiel voran. Nahezu die Hälfte der Trauben fällt der grünen Ernte zum Opfer, sodass er auf Erträge von unter 50 hl/ha kommt. Und mit seinen Kindern wird diese Arbeit auf höchstem Niveau bereits fortgesetzt. (Siehe diesen Artikel zur nächsten Generation.)

Wer sollte Weine vom Ktima Gerovassiliou getrunken haben? Im Prinzip jeder, der sich für europäischen Weinbau interessiert. Bald schon sollen auf dem Blog Verkostungsnotizen zum Malagousia und dem vor allem auf Limnio basierenden Cuvé Avaton folgen. In der Zwischenzeit sei die Webseite des Guts ans Herz gelegt. Auch in den sozialen Netzwerken kann man ihm folgen (auf Instagram, Facebook und Twitter).



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