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Griechische Weine

Merlot zu Ostern


Zum diesjährigen Osterfest gab es mal wieder griechischen Merlot, den wir ein paar Tage später dann nochmal mit Freunden zu ein paar Häppchen nachverkosteten. Dazu gab es dann auch als Appetitanreger einen Roséwein, den ΡΟΕΖ Merlot 2020 von der Oinotropai Winery. Dieses kleine Weingut in der PGI Messinien produziert ein paar spannende Rotweine, auf die wir noch zu sprechen kommen werden – der Merlot wird aber als Roséwein ausgebaut. Als solchen begegnet er in Griechenland recht selten reinsortig – und nicht nur dort: bei Lobenberg sind gerade nur drei solche Weine gelistet. Wenn man hier am Glas schnuppert, fragt man sich, warum das eigentlich so ist. Angenehme Limettenaromen durchdringen Rotfruchtiges. Am Gaumen tritt der Wein dann mit tollen Honigaromen an. Für 13% ist er recht vollmundig, legt auch noch ein paar Bittertöne mit drauf, ist aber mit nur mittellangem Abgang nicht zu aufdringlich. Ein bisschen zu komplex für „everybody’s darling“ aber nicht zu verspielt. Ein geradliniger Wein mit durchaus etwas Anspruch. Gerade richtig, um unkompliziert anzustoßen – mit Leuten, die aber schon ein wenig darüber nachdenken, was sie im Glas haben. Am oberen Ende des Spektrums erfrischender Sommerweine und damit hervorragende 16,5 Punkte wert.


Die „benchmark“ für griechen Merlot als Rotwein ist für uns bisher der Plagios (Sideways) rot 2013 vom Ktima Biblia Chora. Diesem Jahrgang gaben wir letztes Jahr sehr enthusiastisch phänomenale 18,5 Punkte. Die ausführliche Besprechung gibt es hier.


Entsprechend hätten wir ihn gerne auch dieses Jahr herangezogen, als „Eichwein.“ Zu bestellen gab es bei unserem Partner aber nur noch den Folgejahrgang 2014 und einige übrig gebliebene Flaschen des Jahres 2012. Also musste der Eichwein selbst erstmal ausführlicher geprüft werden. Der 2014er erfüllte zunächst auch alle Erwartungen, die durch seinen Vorgänger aufgestellt worden waren. Zum Schwelgen lud insbesondere das fantastisch integrierte Holz mit ganz komplexen Noten von Nougat und Nüssen ein. Auch die erfrischende Säure und die „nur“ 14,5% Alkohol tun dem Wein gut. Allerdings gilt für ihn nicht, was wir für den 2013er schrieben, dass jener nämlich noch gut fünf Jahre liegen könnte. Der Wein, der dieses Mal bei uns im Glas war, darf guten Gewissens in nächster Zeit getrunken werden. Deswegen und weil die zweite Flasche etwas weniger spektakuläre Holzaromen aufwies, gibt es immer noch großartige 18 Punkte.


Besagte zweite Flasche haben wir erst einige Tage später aufgemacht, weil beim ebenfalls schon erwähnten Nachverkosten erstere aus nachvollziehbaren Gründen nicht mehr zur Verfügung stand. Vom doch etwas anderen Eindruck überrascht, öffneten wir dann auch noch den 2012er. Und prompt war der Eichwein selbst Mittelpunkt des Verkostens. In der Nase zeigte sich dieser Jahrgang bereits deutlich gereift – wie es ein Merlot nach 10 Jahren auch darf. Wer gereiften Merlot mag, aber noch keine Pilzaromatik braucht, wird hier sehr glücklich werden. Der Wein behält auch noch nach mehreren Tagen eine ordentliche Komplexität. Am Gaumen schlagen die 15% Alkohol aber letztlich doch ziemlich durch und – das überraschte sehr – der Wein ist sehr viel mehr adstringierend als sein zwei Jahre jüngerer Bruder. Im Resultat sind das gerade schon hervorragende 17,5 Punkte. Ich hatte kurz überlegt, ob der Unterschied damit zu tun haben könnte, dass der Wein in früheren Jahrgängen 15% Agiorgitiko enthielt. Und in der Tat hat mir das Weingut bestätigt, dass der 2014er anders als der 2012er 100% Merlot enthält. Allerdings – das gilt auch schon für den 2013er, der in der Erinnerung doch sehr nah am 2014er liegt! Schade auf jeden Fall, dass wir den 2013er nicht zum direkten Vergleich verfügbar hatten… Wer die Jahre 2012 bis 2014 aufzutreiben weiß, wird damit sicherlich einen spannenden Abend haben…


Übrigens: Der Wein ist im Jahrgang 2014 bei unserem Partnershop über diesen Link für 19,80€ beziehbar. (Bestellungen über diesen Link unterstützen unsere Webseite.)


Vor diesem Hintergrund galt es dann, drei andere Flaschen Merlot einzuordnen. Den Anfang machte der Merlot Yataki (Υιατάκι) Vineyard 2017 von der Domaine Hatzimichalis. Dieser Wein der PGI Atalanti präsentierte sich nach einem halben Jahrzehnt mit ebenfalls angemessener Reife in der Nase. Primärfrucht, vor allem Himbeere, war aber immer noch dominant, Tannin am Gaumen weich, aber anhaftend. Eigentlich ein vielversprechender Punkt. Insgesamt gibt es aber trotzdem „nur“ sehr gute 16 Punkte. Dass es nicht mehr gibt, liegt an einem einzigen Faktor: Im Abgang ist der Alkohol (14,5%) schlicht (viel) zu dominant, hinterlässt für Minuten einen brandigen Eindruck. Die auf der Webseite vorgeschlagenen 15-20 Jahre Lagerung finden wir auf jeden Fall recht optimistisch. Als jungen Wein können wir ihn uns aber durchaus vorstellen. Auch wäre es natürlich mal interessant, andere angereifte Jahrgänge ins Visier zu nehmen... Außerdem interessant zu wissen: Der Yataki ist die Einstiegsvariante für Merlotwein bei Hatzimichalis. Das Weingut hat mit dem Alargino noch einen deutlich höherpreisigen Wein, den wir allerdings noch nicht verkosten konnten.


Vor diesem Hintergrund fällt dann der Rigma Merlot 2020 vom Ktima Papoutsi (nicht zu verwechseln mit dem Ktima Papoutsis aus der PDO Nemea; auch das hier besprochene Weingut wird übrigens nicht wie das griechische Wort für „Schuh,“ παπούτσι, geschrieben und betont, sondern Παπουτσή) aus derselben Region – die beiden Güter liegen nur eine Minute auseinander – besonders auf. Mit nur 13% Alkohol ist dieser Bio-Wein sehr viel runder und lässt so am Gaumen einen sortentypischen Eindruck zu. Dazu kommen sehr appetitliche Kirscharomen, die in der Nase vordergründig sind. Ein kleiner Wehrmutstropfen: Die15% Cabernet Sauvignon – die dankenswerterweise auf dem Etikett angegeben werden – gleichen den kürzeren Fassausbau (8 statt 12 Monate) mehr als nur aus, was die Tannine angeht. Der Wein ist noch zu adstringierend. Aufgrund der genannten positiven Aspekte verdient er aber trotzdem bereits hervorragende 16,5 Punkte – und hat dabei noch viel Luft nach oben.


Um nach Himbeer- und Kirsch- auch noch Brombeeraromen abzudecken, bewegen wir uns nach Nordosten in die PGI Drama, wo Costas Lazaridis den nach seiner Frau benannten Chateau Julia Merlot 2020 auf den Markt bringt. Auch hier treffen wir auf 14,5% Alkohol. Die fallen in diesem Fall aber in keiner Weise negativ auf. Im Gegenteil. Der Wein hat enorm viel Extrakt und verträgt das exzellent. In der Tat würde man ihn auf den ersten Blick kaum für einen Merlot halten. Der fliegende Önologe Michel Rolland hat hier seinen Stempel wahrlich sehr tief eingedrückt. Dieser dichte Wein mit einem enorm langen Abgang verdient zweifelsohne auch jetzt schon großartige 17,5 Punkte. Mit der Zeit ist hier vermutlich noch mehr drin. Denn im Moment dominiert, zumindest kurz nach dem Öffnen, für unser Dafürhalten Vanille-Aromatik noch sehr. Wie an einem anderen Wein des Guts aber schon gesehen, kann die mit der Zeit noch ganz elegante Transformationen durchleben. Wir wagen hier also die Prognose, dass 18 Punkte mit mehr Reife erreicht werden dürften. Falls wir mal einen gereiften Jahrgang ins Glas bekommen, werden wir auf jeden Fall berichten!


Wer selber mitreden und dabei auch noch unserer Webseite etwas Gutes tun will: In unserem Partnershop gibt es den Wein tatsächlich etwas älter. Den Jahrgang 2019 gibt es dort für 17,50 € die Flasche, was wirklich ein sehr guter Preis ist. Einfach über diesen Link bestellen und wir erhalten eine kleine Provision.

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