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Griechische Weine

Moschofilero in Rosa(rot)

Ein sonniger Abend im März gab uns endlich die Gelegenheit, das Verkostungsjahr im Freien mit griechischem Roséwein einzuläuten. Moschofilero ist eine rotschalige Rebsorte wie beispielsweise auch der bei uns bekannte Grauburgunder. Nach deutschem Weinrecht entstehen aus solchen Trauben immer Weißwein. In Griechenland, wie auch etwa in Italien, ist es jedoch sehr gängig, den zuweilen eben doch sehr farbigen Wein als Roséwein zu bezeichnen – beziehungsweise, was man in den Tavernen oft sogar als κόκκινο κρασί bekommt, ist auch hier einzuordnen. Über das Phänomen haben wir auch schon in anderem Zusammenhang geschrieben – und dort gibt es auch ein paar nette Fotos einer vergleichbaren „grauen“ Rebsorte. Jetzt zu den Weinen...



Wir beginnen mit dem Dialogues 2019 vom Ktima Kalogri, einem Wein aus der PDO Mantineia – dem Ursprungsgebiet der Rebsorte Moschofilero. Die Erzeuger, denen man hier folgen kann, sind bereits seit den 1980ern – mit auch heute nur 3 ha Fläche – im Geschäft und verfolgen seit dem unbeirrt ihre Philosophie minimaler Intervention im Weinbau. Bis auf die Herkunft des Weins ist hier absolut gar nichts konventionell. Der Most bleibt 10 Tage auf den Schalen und vergärt dann mit wilden Hefen für 40 Tage im Stahltank. Danach reift er 12 Monate im alten Holz. In der Abfüllung wird nur sehr wenig geschwefelt (40mg/l), gefiltert gar nicht. So gesehen ist es eigentlich ganz passend, dass die Erzeuger lediglich die PGI Arkadien auf das Etikett schreiben. In der Nase zeigt sich der Wein als typische Blumenwiese, aber trotzdem rassig. Am Gaumen betört der Wein vor allem durch eine faszinierende Struktur und einen sehr langen Nachhall, in dem immer wieder auch das Holz, sehr gut integriert, in Erscheinung tritt. Wer sonst Roséwein höchstens mal zur Erfrischung trinkt und ihn sonst mit der Begründung beiseite schiebt, lieber „Anspruchsvolles“ im Glas zu haben, kommt hier ganz auf seine Kosten. Die Flasche leert sich ganz von alleine und gibt dabei sehr viel Anlass zum Nachschmecken. Ein toller Wein, der großartige 17,5 Punkt wert ist. (Zu unserem Bewertungssystem gibt es hier mehr Informationen.)


Moschofilero braucht die Kühle, die es in Griechenland oft eben nicht gibt. Der Mikros Dromos 2020 vom Ktima Kissa zeigt, dass bei den entsprechenden Höhen – hier: eine kleine Parzelle auf 750m – Moschofilero auch beim nur unweit von Mantineia liegenden Korinth erfolgreich angebaut werden kann. Trotz der hohen Lage ist der Golf von Korinth in nur 20 Autominuten erreichbar. Temperaturdifferenzen von mehr als 15°C sorgen für eine sehr langsame Reifung. Der praktizierte Trockenfeldbau sorgt für weiteren Stress an der Rebe. Im Glas lohnt sich all das. Jasminblüten in der Nase setzen sich auch im Antrunk fort. Im Abgang zeigen sich dann aber noch überraschende rotfruchtige Noten, in einem zweiten Nachhall dominieren dann komplexe ätherische Aromen, vor allem Eukalyptus. Wir geben hervorragende 16,5 Punkte. Ein sehr gefälliger, wunderbar runder Wein. Damit kann man beim Sommerfest nichts falsch machen.


Bevor wir zum nächsten Wein kommen, muss eine Sache kurz grundsätzlich festgehalten werden: Wir werden dieses Jahr noch einige Weißweine aus Moschofilero besprechen und müssen vorweg schicken, dass wir dabei auch Weine berücksichtigen, die auf dem Etikett die Rebsorte „Fileri“ angeben. Wer hier von wem wie abstammt oder inwiefern hier sogar nur verschiedene Reifegrade eine unterschiedliche Tönung verursachen, ist völlig ungeklärt.


Nun also zum Fileri Rosé 2020 von der Nestor Winery, eine von Spyros Lafazanis übernommene Weingenossenschaft in der PGI Trifilia innerhalb der PGI Messenien. Hier befinden wir uns auf gerade mal 300 bis 400 Metern an der Westküste der Peloponnes. Denselben Wein in weiß werden wir später noch besprechen. Der Rosé aus dem Jahr 2020 ist noch recht moussierend. Ein schörkelloser Wein, der sich eher im fruchtigen Ende des Spektrums bewegt, weniger im blumigen. Vor allem Blutorange fällt auf. Gehörige Fruchtsüße bei ausgeglichenen 12,5% Alkohol machen den Wein sehr kompatibel für die breite Masse. Ein unkomplizierter Wein, der sehr gute 15,5 Punkte verdient und den es im Jahrgang 2019 für 9,99€ in Deutschland über unseren Partnershop „Wine and Nature“ zu kaufen gibt (über diesen Link unterstützt man unsere Webseite beim Kauf).


Eigentlich sollten es ja nur ein paar Roséweine sein. Doch das oben bereits erwähnte Ktima Kalogri hat auch noch eine Cuvée im Angebot, in welcher 80% Cabernet Sauvignon mit 20% Moschofilero verschnitten werden, den Kalos Agros 2016. Auf der Webseite des Weinguts firmiert er als Rotwein, nach deutscher Klassifikation wäre es allerdings ja ein Verschnitt von Rot- und Weißweinsorten (also blauen und roten Trauben). Der Wein hat uns dann doch zu sehr gereizt. Was nur ein kurzer Abstecher sein sollte, hat dann die Gespräche aber doch sehr lange an sich gezogen. Auf dem Etikett ist eine Lagerfähigkeit von bis zu vier Jahren angegeben. Und in der Tat kommt der Wein schon recht rostbraun ins Glas. In der Nase würde man mit all dem Trockenobst sogar an einen gereiften Süßwein denken. Von den Blumenaromen, die man wegen des Moschofilero erwarten könnte, ist kaum etwas zu merken. Beim ersten Schluck verschlägt einem diese Rebsorte dafür dann fast den Atem – denn am Gaumen ist der Wein so alles andere als Altersmüde, präsentiert sich vielmehr als knackiger Weißwein. Vom Cabernet Sauvignon schmeckt man einfach mal gar nichts mehr. Eine verrückte Mischung. Manchen vielleicht zu verrückt. Wir fanden es toll. Einzigartig ist es auf jeden Fall. Und hervorragende 17 Punkte ist es auch deswegen wert, weil der Wein auch eigentlich weniger experimentierfreudigen Gästen ganz hervorragend schmeckte. Definitiv ein Wein der Kategorie „sollte man mal probiert haben.“

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